Buchregal: Playing with FIRE

Scott Rieckens – Playing with FIRE

Was wäre, wenn Arbeit dadurch besser wird, dass man nicht mehr vom Gehalt abhängig ist? Was wäre, wenn selbst die Entscheidung, dass man arbeitet, nicht mehr des Geldes wegen getroffen wird? Klingt irgendwie zu gut, um wahr zu sein. Und doch sind diese Fragen die Kerngedanken, die die FIRE Bewegung umtreiben. FIRE steht hier für Financial Independence, Retire Early. Und seit einiger Zeit bin ich komplett begeistert davon.

Dieser Beitrag beschäftigt sich mit dem Buch Playing with FIRE von Scott Rieckens.

Die Grundkonzepte sind erstaunlich simpel, und basieren auf einem einfachen Grundsatz: Gib weniger aus, als du an Einnahmen hast, und investiere das Übrige. Das tust du so lange, bis die laufenden Gewinne deiner Investments so groß genug sind, um deine Ausgaben komplett zu decken. Das Einkommen aus Arbeit ist nun optional. Und das war es auch schon.

Je nachdem welche konkreten Zahlen man in diese Grundregel wirft, kann das deutlich schneller passieren, als man vermuten könnte. Spart man 20% seiner Einnahmen, hat man diesen Punkt in 36 Jahren erreicht. Erreichst du eine Sparquote von 65%, bist du in 10 Jahren unabhängig von Einnahmen durch deine Arbeit.

Diese Grundsätze waren mir schon lange bekannt und ich hatte auch von verschiedenen Arten der Durchsetzung gehört. Und doch… brauchte es dieses Buch von Scott Rieckens, bis bei mir der Groschen fiel.

Tatsächlich geht es nicht um blindes Sparen um jeden Preis, um in einer fernen Zukunft weiterhin ein tristes Sparerleben ohne Arbeit zu führen. Stattdessen geht es um einen bewussteren Umgang mit Geld und Konsum. Ab welchem Punkt bringen mehr Dinge wirklich mehr Glück in unser Leben? Was wäre, wenn wir stattdessen mehr Zeit und Unabhängigkeit in unserem Leben schaffen können, uns damit zu beschäftigen, was uns wirklich wichtig ist? Und wenn ich weniger ausgeben möchte, muss ich wirklich entscheiden, was mir wirklich wichtig ist.

Playing with FIRE ist 2019 erschienen, quasi als Vorbote der gleichnamigen Doku, die aktuell in ersten Kinos gezeigt wird. Ich bin ohne Hintergrundwissen eingestiegen und habe mich direkt einfühlen können in die Ausgangssituation von Scott und seiner Frau Taylor. Das Paar lebt an ihrem Traumort in Kalifornien und verdient gutes Geld, es reicht jeden Monat einigermaßen für alles. Und überhaupt wird ja eine der nächsten Projektideen bestimmt richtig gut funktionieren (“lottery mentality” fand ich einen schönen Begriff). Gerade in meiner Umgebung, wo jeder hier und da an irgendwelchen Projekten arbeitet, kommt mir das sehr bekannt vor. Und wer weiß, vielleicht passiert es ja auch. Ich würde es allen wünschen!

Doch ein paar kleine Holpersteinen in der Karriere von Scott tauchen auf. Und dann ist da noch die Tatsache, dass die beiden ihre kleine Tochter kaum sehen können, weil sie so viel arbeiten, um für das Leben und die nötige Nanny aufzukommen. Ein Teufelskreis, den nur noch mehr Arbeit und irgendwann dann mal das Geld durchbrechen können, oder?

Im Laufe von kurzweiligen 200 Seiten nehmen die beiden einen mit auf einen extremen Lebenswandel. In wenigen Monaten lernen sie all die FIRE Konzepte kennen und setzen sie bei sich um (nicht ohne Diskussion in ihrer Beziehung).

Parallel zum Buch gibt es die gleichnamige Doku, die so langsam in den ersten Kinos läuft.

Wenn du einen Einstieg in das Thema suchst, oder ein wenig Motivation gebrauchen kannst, die nächsten Schritte für bewusstes Konsumieren und verantwortliche Finanzen zu führen, dann kann ich dir das Buch Playing with FIRE sehr empfehlen. Ich kann schon so viel erzählen, dass ich selbst seit 2 Wochen zu Hause koche und Essen ins Büro nehme, statt täglich auswärts zu essen. Es ist ist so erstaunlich einfach, für 2 EUR pro Mahlzeit und Person zu kochen, dass ich total baff bin. In den 2 Wochen habe ich meine Essenkosten mehr als halbiert und koche endlich regelmäßig. Kochen ist eine der Aktivitäten, die ich immer als “mach ich gerne” nenne, aber eigentlich kaum tue. Bis jetzt!

Bald können auch wir in Deutschland hoffentlich die passende Film-Doku zum Buch sehen. Bis dahin kann ich dir auch diesen Talk von Mr. Money Mustache ans Herz legen, der Dinge mit dem nötigen Maß an “nicht ganz so ernst” nimmt und übrigens das Vorwort zum Buch geschrieben hat.

Mr. Money Mustache hält einen ganz unterhaltsamen Vortrag, gut und kurzweilig als Einstieg.

Ich bin auf jeden Fall von der gesamten Lebensidee begeistert. Um es mit den Worten des ChooseFI Podcasts zu sagen: The FIRE is spreading.

Investiere in dich selbst: Mein Fazit der Invest 2019

Genug Blogger und Youtuber haben in den letzten Wochen auf die Messe hingewiesen, und tatsächlich bin ich persönlich dann auch nach Stuttgart gefahren um mir die Invest 2019 persönlich anzuschauen.

Meine Erwartungen im Vorhinein: Mal ein paar Leuten Hallo sagen und Dank aussprechen für den Inhalt, den sie online produzieren, und dem ich viel Bildung zu verdanken habe. Und sonst? Mal überraschen lassen.

Und dann, wow, was für ein Trubel. Keine zwei Minuten in der Halle, und schon die Arme voller Flyer und Broschüren zu Trading Apps, Autogrammstunden mit Gurus und dem besten Goldhändler der Dekade. Ich bin erstaunt, in was man alles anlegen kann: Aktien, Derivate, Optionen, Immobilien- und andere Anleihen, und auch viele Direkt- und Einzelinvestments. Darf’s etwas nachhaltiger sein? Wir hätten da Oliven- und Kakaoplantagen mit Laufzeiten bis 25 Jahre, oder Windparks, oder Aquakulturen für bedrohte Fischarten, oder auch ein Stück Forst in Süd- und Mittelamerika.

Die BaFin erklärt wie man unseriöse Angebote erkennt. Ein paar der Nachbarstände erfüllten die Kriterien mehr oder weniger – ganz mein Humor
Paar Striche dran: Klassisches Kaufsignal für Bitcoin!

Alles halbwegs interessante — oder auch abwegig amüsante — habe ich brav eingesteckt um es mit gesunder Skepsis durcharbeiten. Denn was ich vor allem mitgenommen habe, war mir bereits klar: Gute langfristige Anlage ist erstaunlich langweilig. Ein simples ETF Portfolio mit 1-2 Werten, zack fertig. Es lohnt sich doch viel mehr, auf der Einkommensseite an sich selbst zu arbeiten und den Rest den Markt machen zu lassen. Das ist, so ganz kurz gefasst, mein Re­sü­mee aus Gesprächen mit einigen bekannten Gesichtern, denen ich in der Bloggerlounge persönlich die Hand schüttelte.

Bloggerlounge: Benjamin Wendt und der Finanzrocker im “Kohle Tinder”
Bloggerlounge: Thomas von Finanzfluss und Dani Parthum, die “Geldfrau”

Ein Höhepunkt für mich war der Vortrag des Finanzrockers Daniel Korth über das Investieren in sich selbst und in das eigene Humankapital. Daniel stellt sehr schön an Hand seines eigenen Werdegangs dar, wie viel Einfluss das Investment in eigene Weiterbildung bei ihm in den letzten Jahren auf seine Person und auf sein Einkommen hatte. Spannend und vor allem: Motivierend.

Der Finanzrocker erzählt von persönlicher Weiterentwicklung und Humankapital

Mit dem Finanzwesir Albert Warnecke habe ich mich ein wenig über das Thema Fokus unterhalten. Ihm selbst ist es in den letzten Jahren gelungen, sich auf sein Projekt voll und ganz konzentrieren zu können. Wo er zuvor an vielen Fronten Arbeit investierte, zeigt jetzt alles in eine Richtung. Sehr schön illustrierte er mir das an Hand von Kraftvektoren, die früher in diverse Richtungen zogen, nun aber in eine einzige. Gleichzeitig kann er in seinem Projekt alle Hüte abwechselnd aufhaben und von technischem Gelöt bis zum Online-Marketing alles umsetzen, was ihn gerade begeistert. Spannend und auch wieder: Motivierend.

Ein weiteres Highlight war das Treffen mit dem Team hinter Finanzfluss: Thomas und Arno, die die Videos produzieren, sowie (ein weiterer) Thomas und Tim, die sich um Website und Social Media kümmern. Von Finanzfluss selbst habe ich wirklich viel gelernt, seit ich das erste mal ganz stumpf die drei magischen Buchstaben E und T und F bei Youtube eingegeben hatte. Sofort hooked! Sowohl auf der Messe, als auch abends bei gemütlichem Bier in der Stuttgarter Innenstadt war es cool, mal mehr als nur “das Gesicht” auf Youtube kennen zu lernen und auch zu hören, dass die Jungs tolle Ideen und Pläne für die nächsten Monate haben. Spannend und auch hier: Motivierend.

Finanzfluss Treffen außerhalb der Messe

Am Samstag, als ich schon im Zug nach Hause saß, gab es eine wirklich gut geführte Diskussionsrunde auf der ARD Bühne – mit dem Finanzwesir, Thomas von Finanzfluss und Claudia vom Female Finance Forum. Wirkliche “Geheimtipps”, wie der Titel suggeriert, gab es natürlich nicht, dafür aber etwas viel besseres: Ein schönes Gesamtbild von finanzieller Bildung und passivem Investieren. Ich kann das Video empfehlen.

Was ich also für mich von der Invest 2019 mitnehme: Ja, es gibt spannende alternative Investment-Vehikel, die ich mir “mal angucken kann”. Vor allem aber bin ich motiviert: Was ich bisher an Nebenprojekten habe, werde ich weiter ausbauen und meine Lebensenergie lieber in die Entwicklung meiner eigenen Fähigkeiten stecken, als jedes noch so exotische Investment zu recherchieren, um hier und da mal ein halbes Prozent mehr Jahresrendite zu erlangen. Insgesamt fasse ich also zusammen – du ahnst es schon: Mein erster Besuch auf der Invest Messe: Spannend, und vor allem : Motivierend.

Alles und nichts über Finanzen und den Spaß an eigenen Projekten

Ein gutes Jahr ist es nun her. Damals sah ich mich als frischer Berufsanfänger plötzlich mit Finanzthemen konfrontiert. Ob ich eine betriebliche Altersversorgung abschließen wolle, fragte man mich da. Meine ersten Gehaltseingänge waren erfreulich, aber am Ende des Monats blieb doch nicht wirklich mehr über als in den Monaten zuvor. Die Bank meldete sich, man habe spannende Angebote für mich. Und überhaupt, müsste ich nicht nun was für meine Altersvorsorge tun? Viele Baustellen also, die bisher in meinem Leben keine Rolle gespielt hatten.

Seitdem sind einige Monate ins Land gezogen. Ich habe die Kontrolle über meine persönlichen Finanzen erlangt und fühle mich wohl damit. Mittlerweile habe ich einen genauen Überblick, wo jeder meiner Euros hingeht, und plötzlich bleibt sogar einiges über. Ich investiere selbst in ETF und ein wenig in p2p Kredite. Und Tatsache, das alles macht mir Spaß, viel Spaß sogar.

Wo ich nun schon anfange, mein Umfeld mit all diesen Finanzthemen zu nerven, ist es an der Zeit, online einen kleinen Raum für gesammelte Informationen und Buchempfehlungen zu schaffen. Damit beginne ich heute.

Willkommen in meinem persönlichen Logbuch auf dem Weg durch die Finanzwelt und den Spaß an eigenen Projekten.